Abschied und Rückkehr

Am Tag vor meinem Abflug drehte ich noch ein letztes Mal eine große Abschiedsrunde durch Bei Uri. Ich verabschiedete mich von den Membern in den einzelnen Häusern und hinterließ ein paar Abschiedsgeschenke für alle möglichen Leute, darunter auch meine Workshopleiterin und die neuen Volontäre, die schon angekommen waren.
Am nächsten Tag setzte ich mich morgens in den Bus und nahm später den Zug zum  Flughafen. Ich fuhr zum letzten mal für lange Zeit den Givat herunter, ich fühlte mich komisch. Während ich die meiste Zeit aus dem Fenster schaute, dachte ich an nichts. Mein Kopf war leer. Ich weiß nicht, ob ich an nichts denken wollte oder an nichts denken konnte. Ich kam endlich am Flughafen an, wo die Zeit interessanterweise durch die Gepäckabgabe und die Security-Checks schnell verging, sodass ich nicht so lange auf meinen Flug warten musste. Ich hatte noch einen Brief eines guten Kumpels erhalten, den ich Stück für Stück langsam las. Es war super nett von ihm, mir noch etwas zu schreiben.

Nach der Landung und dem Einsammeln meines Gepäcks wurde ich dann von meinem Vater und ein paar Freunden abgeholt, von denen ich mich unglaublich gefreut hatte, sie wieder zu sehen, besonders meinen Vater. Wir setzten uns ins Auto und fuhren nach Hause. Meine Freunde scherzten über Israel, was mich aufregte, da sie keine Ahnung von diesem Land hatten. Es fühlte sich komisch an, wie in einer ganz anderen Welt zu sein.
Ich konnte die Straßenschilder ohne Mühen lesen und die Autokennzeichen waren wieder weiß. Meine Freunde berichteten mir von den letzten Trends, die ich in Deutschland verpasst hatte. Ich war mit meinen Gedanken überfordert. Wahrscheinlich konnte ich es noch nicht richtig fassen, wieder in Deutschland zu sein.
Als ich zu Hause ankam, fing ich gleich an mein Zimmer auszumisten. Ich konnte es nicht in dem Zustand sehen, wie es zurückgelassen wurde. Alles musste heraus. Außerdem erschien mir die ganze Wohnung kleiner als zuvor. Das lag an den großen Einrichtungen, die wir in Israel hatten. Ich traf seit langem meinen Bruder wieder, was schön war.

Einige Tage nach meiner Ankunft musste ich aber auch gleich zu einer anderen Stadt acht Stunden entfernt von Berlin fahren um WGs zu besichtigen. Es war recht hektisch so schnell nach meiner Ankunft wieder weg zu fahren. Ich blieb eine Nacht, sah mir ein paar Wohnungen an, wobei ich jetzt schon in eine dieser einziehen konnte, und kehrte dann nach Berlin mit einem Nachtbus zurück. Ich konnte nur bedingt und mit vielen Unterbrechungen schlafen. Da kam ich nun am nächsten Morgen in Berlin zum zweiten Mal in kurzer Zeit an, dieses Mal am Alexanderplatz. Vielleicht lag es am Schlafmangel, den ich wegen der Busfahrt hatte, aber das zweite Mal anzukommen war noch komischer. Zusätzlich musste ich noch mit der S-Bahn nach Hause fahren (das letzte Mal mit der S-Bahn war natürlich schon knapp ein Jahr her…). Erschöpft und müde von der langen Busfahrt kam ich dann zu Hause an und traf den Rest meiner Familie.

Nach einigen Tagen fand ich eine Routine in Deutschland. Ich räumte mein Zimmer auf, kümmerte mich um die anstehenden Universitätspapiere und traf seit langer Zeit Freunde wieder. Das passierte automatisch. Selten dachte ich schwärmerisch an die Zeit in Israel zurück, die sich jetzt schon anfühlt, als wäre sie schon Jahre her.

Hai Long Le

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Aus dem zweiten Jahr

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