Trip nach Mitzpe Ramon

Unser Ziel am Freitag ist Mitzpe Ramon, eine israelische Kleinstadt in der zentralen Negev-Wüste, 80 km südlich von Be’er Scheva. Dort befindet sich der Machtesch Ramon (Ramon-Krater). Er ist der größte Erosionskrater in der Wüste Negev. In der weitesten Ausdehnung misst er fast 40 km. Der gesamte Krater ist ein Natur- und Landschaftsschutzgebiet und nur eine nachhaltige touristische Nutzung ist erlaubt.

Nach einer ca. 4,5 stündigen Busfahrt landen wir irgendwo im nirgendwo. Nur ein paar Häuser und dazwischen ein selbstgemaltes Schild „Mati & Roni’s Guesthouse“, unsere Unterkunft für die Nacht.

Schild vom Guest House

Wir gehen durch ein Tor und stehen in einem kleinen Innenhof. In der Mitte knistert ein Lagerfeuer auf dem etwas brutzelt. Rundherum stehen Zelte mit Matratzen. Kleine Sitzecken und bunte Decken laden zum gemütlichen Beisammensein ein. Wir betreten das Haus. Wir stehen in einer Art Wohnzimmer. Kleine Tische und Stühle, ein alter Kamin und die an den Wänden hängenden Instrumente betrachte ich neugierig. Liebevoll ist alles gestaltet, herrlich unperfekt. Im Hinterhof werden wir von einem alten Mann (dem Gasthausbesitzer) zum Tee eingeladen. Wir setzen uns in eine Sofaecke und schlurfen den viel zu süßen und viel zu heißen Tee. Er wurde aus frischen Kräutern soeben zubereitet.

Nachdem wir herzlich in Empfang genommen wurde und in Ruhe ankommen konnten, machen wir uns auf den Weg zum Krater. Ich denke, dass hier Bilder am besten sind, um die Aussicht zu beschreiben. Diese Weite und scheinbare Grenzenlosigkeit. Einfach  hier oben zu stehen und in die Ferne zu blicken, vermittelt ein unendliches Gefühl von Freiheit. Eine atemberaubende Stille.

Felsen im Krater in Mitzpe Ramon
Aussicht auf den Krater in Mitzpe Ramon

Wir laufen weiter am Krater entlang, bis wir zu einer Aussichtsplattform (Camel-Outlook) gelangen, von wo aus wir den Sonnenuntergag betrachten wollen.

Im Licht der untergehenden Sonne erscheinen die Wüstenhügel und der Krater im Osten in einem sanften lila Ton, während sich ein großer Schatten langsam den Hügelspitzen nähert, bis nur noch der oberste Zipfel beleuchtet ist. Schaut man in die Sonne, so strahlt sie nach obenhin ein grelles Gelb auf blass blauen Hintergrund. Darunter, Richtung Horizont färbt sich der Himmel orange bis in ein helles, rötliches Schimmern. Auch die Hügel der Skyline sind in einen blassen lila Hauch gehüllt. Die Steine direkt an meinen Füßen haben noch denselben beigen Ton wie den Tag über.  Vielleicht mischt sich sogar ein olivgrünes Tuch über das Beige. Es ist sehr windig. Es erinnert eher an einen Tag an der Nordsee. Die Farbintensität des Himmels nimmt stetig zu indes die Sonne gen Horizont schleicht. Auch die gelben Strahlen werden weniger, sodass die Sonne als Kreis erfassbar ist. Als sie den Horizont küsst, ist das Gelbe und Orange komplett verschwunden. Es geht auf einmal ganz schnell. Lila, Magenta und ein helles Leuten geht unter. Die Menschen um mich herum versuchen diesen belebenden und gleichzeitig beruhigenden Moment mit ihren Kameras festzuhalten. Am Ende hat man dann ein Foto, was auf jedem kitschiegen Bildkalender wiederzufinden ist. Ich denke auch nicht, dass es mit Worten geht, diesen Eindruck festzuhalten. Aber vielleicht erinnert sich jemand bei meiner Beschreibung an einen Sonnenuntergang, den er selbst erlebt hat und kann somit meine Empfindung nachvollziehen.

Nach dem Sonnenuntergang gehen wir nochmal zum Guesthaus, holen uns Decken und laufen wieder zurück. Es ist mittlerweile sehr stürmisch und der Sand fegt durch die Luft. Hinter einem großen Stein finden wir zumindest aus einer Richtung Schutz vor dem Wind. Wir kuscheln uns aneinander, denn es ist echt kalt geworden. Erwartungsvoll richten wir unsere Blicke nach oben und gedulden uns, bis es richtig dunkel ist. Mittels einer App scannen wir den Himmel, um somit zu erfahren, wo welches Sternzeichen zu finden ist. Begleitet von nerviger Entspannungsmusik, zeigt die App direkt vor uns den Mars an. Links daneben entdecke ich auf dem Handy Bildschirm ein Dreieck. Die App zeigt an, dass es der Steinbock ist. Ich löse meinen Blick vom Bildschirm und schau in den echten Himmel.  Es ist so riesig, ich habe mein Sternzeichen noch nie im echten Sternenhimmel erleben dürfen. Jeder einzelne Stern  leuchtet hell. Ich kann das Zeichen nicht nur erahnen sondern klar und deutlich sehen. Es ist wunderschön. Der gesamte Himmel ist übersäht mit Glitzer. Erst spät in der Nacht, als wir die Kälte nicht mehr aushalten können, gehen wir.

Nachdem wir gestern die Sonne verabschiedet haben, begrüßen wir sie heute Morgen um 6:00.  Wir legen uns an den Rand des Kraters und lassen uns die ersten Sonnenstrahlen ins Gesicht scheinen.

Zum Frühstücks-Picknick bekommen wir sogar noch etwas Gesellschaft.

Drei Ziegen in der israelischen Wüste

Bevor wir los wandern, gehen wir noch zur Touristen Info in das Museum des Mitzpe Ramon. Dort lassen wir uns beraten welche Routen man durch den Krater wandern kann. Wir entscheiden uns für einen Weg der ca. 4,5 Stunden dauert. Empfohlen werden 1l Wasser pro Person pro Stunde. Um 9:00 latschen wir los. Zunächst müssen wir hinunter in den Krater. Ein sehr steiniger Weg mit Rutschgefahr.

Ohne Schatten aber mit vielen Trinkpausen kommen wir langsam voran. Es gibt unglaublich viele verschiedene Gesteinsarten, Farben und Oberflächen.

Malin vor einem Gesteinshang in der Wüste
Israelische Wüste in der nähe von  Mitzpe Ramon
Steinhang in der israelischen Wüste

Auch an dem einzigen Baum im gesamten Krater kommen wir vorbei.

Ein Baum mit zwei im Schatten sitzenden Leuten in der Wüste

Auf unserem  Weg erwartet uns noch ein weiteres  Highlight. Ein See, der mittlerweile zu einer kleinen Wasserstelle geschrumpft ist. An der Oberfläche ist das Wasser wohlig warm und unten erfrischend kalt. Perfekt. Der Boden ist 10-20cm mit Schlamm bedeckt. Da bleibt eine kleine Schlammschlacht nicht aus.

Kleine Wasserstelle in der Wüste mit badenden Menschen

Auf der guten Hälfe des Weges verpassen wir eine Abbiegung, sodass wir die Route um eine gute Stunde verlängern und einfach noch ein Stück tiefer in die Wüste wandern. Uns scheint die heiße Mittagssonne auf den Pelz. Wir legen immer öfter eine Pause ein. Schließlich kommen wir an die Hauptstraße, die quer durch den Krater Richtung Eilat führt.

Gegen 15:00 erreichen wir dann auch schon wieder unser Hostel. Perfekt, denn keine Stunde später fängt es aus dem Nichts heftig an zu regnen und da der trockene Wüstenboden überhaupt kein Wasser aufnimmt, entstehen direkt kleine Flüsse. Ich kann mir vorstellen, wie sich auch die Flussbette, durch die wir soeben noch im Krater gewandert sind, mit Wasser füllen und das nicht ganz ungefährlich ist. Da ist es hier mit einem bei einer Tasse Tee doch viel gemütlicher.

Malin Schmitz

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Jesus Trail (oder so ähnlich)